Auf der Dreirosenbrücke

Haikus

Unverrückbar fix
Während rundherum
Alles fliesst und sich bewegt

 

Fünf Minuten lang
Frei von jeder Entscheidung
Nur geradeaus

 

Vielleicht ist es die Gnade
Über Dingen zu gehen
Leichter als die Stadt

 

Nur wir Fussgänger
Erfahren den Übergang
Die Andern fahren bloss durch

 

Wenn der kühle Wind mich streift
Ahnungen vom Meer
Wasser im Auge

 

Von einem Ufer
Hinüber zum anderen
Grenzerfahrung des Alltags

 

Beton Stahl Wasser
Kunststoff Fleisch und Luft
Zerren und verhaken sich

 

Schutzheilige der Leere
Lenkt meinen Blick ab
Vom verlangenden Strome

 

Warum nicht fliegen
Warum nicht ziellos
Den Richtungen entkommen

 

Man sollte sich zuliebe
Nicht mehrmals täglich
Die Seiten wechseln

 

Leporello, illustriert
Text: Daniel Hagmann 2003
Gestlatung: Sylvia Pfeiffer, formsache