An einem Samstagmorgen, Claraplatz Basel, Januar 2004.
Sie erhalten vor dem Warenhaus von einer freundlich lächelnden Person etwas in die Hand gedrückt.
Ein Konsumbon sei es, teilt sie Ihnen mit, und natürlich sagen Sie nicht nein.
Beim Weiterlaufen werfen Sie einen kurzen Blick darauf, irritiert merken Sie, dass da eine Art Gedicht hinten drauf steht, was ist das wohl für ein Bon, was gibt es da zu konsumieren?
Niemand schreibt dir vor
Dass du etwas kaufen musst
Alles nur Ansichtssachen
Warum ist das so teuer
Bei mir zuhause
Bestimme ich die Preise
Erst wenn du laut Bitte sagst
Lege ich die Fischstäbli
Zurück ins Regal
Hier pflegte sie zu wandeln
Versunken in die Natur
Der Obstabteilung
In fernen Ländern
Die Wiege eurer Kindheit
Ausländerlachse
Falls jemand mich sucht
Ich bin ausverkauft
Schicksal eines Einzelstücks
Drogen Sex Gewalt
Hoffnung Respekt Ehrlichkeit
Fast alles käuflich
Ich schenke dir drei Blicke
Bestellen Zahlen Adieu
Käufliche Liebe
Zweihundert Gramm Wurst
Eine Tube Zahnpasta
Echter Kunststoff
Nach diesem Einkauf
Habe ich genug
Fange mit dem Leben an
Herr die Not ist gross
Noch fünf Minuten
Bis die Kassen schliessen
Eigentlich brauche ich nichts
Eigentlich brauche ich nur
Den Mut zum Gehen
In Plastikverpackungen
Geschirrspülmaschinenecht
Vollbiologisch
Schnell noch Bier Chips Aspirin
Das Wochenende
Wird schön anstrengend
Aus Nächstenliebe
Wähle ich die Schlange
Mit den meisten Wartenden
Striche auf der Warenhaut
Maschinentattoos
Serienidentität
Nie mehr müsste ich
Hier hinausgehen
Es fehlt nichts zum Leben
Wie sich die Leiber drängen
Schamlos hintereinander
Ausverkauf der Lust
Schier unermüdlich
Oben rein und unten raus
Man sagt Geld stinkt nicht
Ich suche nicht Qualität
Sondern Differenz
Beim Grossverteiler
Texte/Idee: Daniel Hagmann
Gestaltung: Reno Sami
Verteilaktion: Daniel Hagmann, Reno Sami, Maren Fischer, Rebekka Heeb, Brigitte Baumgartner