Saisonniers

Haikus

Sagen auf Wiedersehen
Schon kommt Kälte hier
Und Vergessen schnell

 

Und Augenblicke
Erfrieren auf Mänteln
Auf dick vermummten Seelen

 

Reste von Empfindlichkeit
Auf verborgner Haut
Mehr Erinnerung als Ziel

 

Die Zeit wird masslos
Im Neonschatten
Wo alle Lust verdämmert

 

Sagen auf Wiedersehen
Warten auf Ankunft
Am Ende jeder Reise

 

 

Wachen langsam auf
Schon kommt frischer Morgen hier
Willkommen zurück

 

Es wachsen Möglichkeiten
Am Rande des Schmelzwassers
Wie junger Knoblauch

 

Noch ist der Asphalt rissig
Bereit für Zärtlichkeiten
Fast schon schmerzhaft mild

 

Unruhig flattert
Gelber Plastik im Geäst
Am frühen Abend

 

Wachen langsam auf
Schmecken die weiten Tage
Als wäre alles anders

 

 

Jetzt wird gehandelt
Keine Zeit zum Vermuten
Alles liegt offen

 

Nach Tagen ohne Zuflucht
Glänzt die Auberginenhaut
In trotzigem Stolz

 

Stimmen in der Nacht
Kleben am Leintuch
Jemand lacht, viel zu nahe

 

Pochende Venen
Am Feierabend
Hinter den Abschrankungen

 

Jetzt wird gehandelt
Die Zeit scheint unerschöpflich
Der Atem geht rasch

 

 

Noch herrscht Zuversicht
Noch gilt Vertrauen
In die Dauer der Winde

 

Einer dreht langsam den Kopf
In Richtung Süden
Und schliesst die Faust

 

Farbige Hemden
Klebrige Finger
Erste Feuer verrauchen

 

Eine späte Traurigkeit
Vergoldet den Nachmittag
Und nahen Abschied

 

Noch herrscht Zuversicht
Noch gelten die Versprechen
Von ewigem Glück

 

Leporello, illustriert
Idee/Texte: Daniel Hagmann 2004
Gestaltung Leporello: Livie Davatz, formsache